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Wenn Sie sich fragen, welches Genre sich im Verhältnis zur Anzahl eingereichter Manuskripte am schlechtesten Verkauft, dann ist es Lyrik.

Kaum ein Bereich wird von so vielen Autoren unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft und gesellschaftlicher Stellung oder Bildung bedient, wie dieses. Kann man bei Biografien oder Sachbüchern relativ klare Grenzen ziehen, schreibt Gedichte wirklich jedes Alter und jedes Geschlecht.

Da stellt sich doch die Frage, wieso zwar so viele Leute Gedichte schreiben, diese Bücher es aber nicht in die Bestseller-Listen schaffen und sich generell eher weniger verkaufen. Ist das nicht ein Widerspruch in sich?

 

Allein im letzten Jahr haben wir knapp 200 Manuskripte zu diesem Thema bekommen. Die meisten konnte man sofort aussortieren, aber einige waren wirklich gut. Nichtsdestotrotz haben wir nur eine Handvoll Bücher dieses Genres im Programm. Das liegt zum einen daran, dass nicht jeder Autor zu uns passt oder wir zu ihm, zum anderen daran, dass die Vermarktung extrem schwer ist. Gedichte zu veröffentlichen birgt immer ein großes Risiko, da der Leserkreis schwer definierbar und das Empfinden für die Texte sehr subjektiv ist.

 

Was macht gute Lyrik eigentlich aus? Eine schwierige Frage oder?

Kann man bei einem Roman neutral betrachten, ob die Geschichte logisch ist, einen Spannungsbogen hat, die Charaktere gut entwickelt sind und faszinierend, ist ein Gedicht subjektiv. Entweder es berührt dich oder nicht. Es regt zum Nachdenken an, man hinterfragt sich und sucht nach Berührungspunkten, die man entweder findet oder eben nicht.

Aber außer dem Reimschema, dem Versmaß und den sprachlichen Mitteln lässt sich nichts objektiv beurteilen oder vorhersagen, ob der Leser erreicht wird. Meistens sind es die aktuellen Lebensumstände des Verfassers, die das Geschriebene widerspiegelt und so kann es passieren, dass Leser und Verfasser nicht zusammenfinden oder gerade wegen der Gemeinsamkeiten es doch tun.

 

2010 hat Lyrik gerade mal 1,2% des Marktanteils ausgemacht und 1% an Umsatz verloren, während (ausgenommen Comic, Humor und Satire -9,8%) jeder andere Bereich deutlich zugelegt hat. Auch im Jahr 2017 hat sich an der Zahl kaum etwas verändert.

Wie ist es möglich, dass ein Bereich, der im Alltag eine so wichtige Rolle spielt, in den Verkaufsstatistiken keine Rolle spielt? Schaut man sich die Zahlen für die einzelnen Warengruppen (herausgegeben vom Börsenblatt) an, so taucht Lyrik als Einzelrubrik nicht einmal auf. Geht man in Berlin aber vor die Tür, findet in jeder zweiten Kneipe ein Poetry Slam statt. In der Schule werden immer noch Gedichtanalyse gelehrt, sprachliche Mittel überprüft, Texte auswendig gelernt und vorgetragen. Offensichtlich ist das gereimte/ gedichtete Wort doch in aller Munde und Ohr. Wieso werden also keine Bücher verkauft? Möchten die Dichter und Freunde des geflügelten Wortes lieber unter sich und elitär bleiben? Wieso kaufen die Leute, die selbst Gedichte schreiben offenbar selbst keine Bücher zu diesem Thema?

 

Am Ende des Tages muss ich gestehen, ich habe keine Antwort auf die Frage und auch alle Recherchen zum Trotz, konnte mir niemand Fakten auf den Tisch legen, die mir Antwort geben können.

Und wenn ich meine bescheidene Meinung dazu äußern darf, würde ich sagen, es liegt am Gefühl. Ich denke, dass man Gedichte am besten versteht und genießen kann, wenn der Autor sie einem vorträgt. Was gibt es schöneres, als die Person, die ihr Innerstes offenbart live zu erleben und mit ihr in Kontakt zu treten? Sicher ist es auch wunderbar, sich mit einem Autor auszutauschen, der seine Biografie herausgegeben oder einen tollen Fantasy-Roman geschrieben hat, aber wenn man ehrlich ist, fällt es einem leicht, diese Genre zu verstehen. Lyrik ist oftmals sehr schwer zu greifen, weil die Texte so persönlich sind. Und in einer Zeit, die von einfachen Unterhaltungsmedien geprägt ist, ist es sicher angenehmer, nach einem langen Arbeitstag nach Hause zu kommen und den Fernseher anzustellen, als sich mit schmerzerfüllter Lyrik zu befassen.

Für mich ist es vergleichbar mit Klassischer Musik. Ich gehe sehr gern in ein klassisches Konzert und lausche den feinen Tönen, aber am Ende gehe ich nicht raus und kaufe mir die CD, um sie mir zu Hause anzuhören. Da läuft eher klassische Mainstream-Radio-Musik.

 

Was kann man also tun, um das Lyrische, das in uns allen steckt, ans Licht zu bringen und in den Verkaufsstatistiken erfolgreich zu platzieren? Liebe Dichter und Denker, was sollen wir tun?