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Ach du fauler Augustin, endlich ist mein Buch da, sieht super aus. Und jetzt? Das ist sicher nicht mein Bier, der Verlag kümmert sich und im März streicht man schön die steuerfreien Tantiemen ein. Meinen Job habe ich direkt an den Nagel gehängt, habe mit meinem ersparten eine Finca am Meer gemietet und genieße nun das dolce vita. Der Verlag versteht es, wenn Deadlines nicht eingehalten werden oder doch nur alle 5 Jahre ein Buch erscheint. Schreiben ist ein kreativer Prozess und den kann man nicht beschleunigen. Ist ja klar. Also warte ich einfach, bis mich die Muse wieder küsst … schön hier, mit einer frischen Meeresbrise um die Nase.

Kurz keimt die Idee auf, Lesungen abzuhalten oder selbst einmal Werbung in sozialen Netzwerken zu machen, aber nein, dies ist die Aufgabe des Verlags – ein Künstler muss das nicht machen. Sicherlich wird das Buch in Kürze die Bestseller-Listen stürmen, es ist ja tadellos!

Der Schreibstil und vor allem die Orthografie von mir sind von einer Qualität, dass man nur den Hut ziehen kann, darauf konnte ich also wohlgetrost verzichten. Als Künstler hat man natürlich auch ein Auge für das passende Cover. Wozu also einen Grafiker oder einen Marketingexperten beauftragen, der einem nur seinen Stil aufzwingen will? Das eine Foto aus dem letzten Urlaub, das mit dem Handy aufgenommen wurde, ist ideal und keiner wird sehen, ob es ein Handyfoto ist oder nicht!

Um ehrlich zu sein müsste ich keinen Verlag im Rücken haben, die Qualität spricht für sich und das bisschen Pressemitteilung schreiben beherrsche ich natürlich. Niemand wird mein Buch besser vorstellen können als ich –logisch, oder? Eigentlich brauche ich nur jemanden, der mir die vielen Bücher ausliefert und sich um den Vertrieb kümmert, den Rest beherrsche ich besser als manch alter Verlagshase!

Nach einigen Monaten im dolce vita ist endlich der langersehnte März gekommen. Ich habe mir schon ein paar Dinge überlegt, was ich mit meinem zu erwartenden Reichtum anfangen könnte: Immobilien kaufen, eine persönliche Assistenz beschäftigen (ein kreativer Kopf kann sich mit alltäglichen Dingen wie Haushalt o.ä. ja wohl nicht befassen), eine Fernreise, Geschenke für Freunde und Familie und den Rest sinnvoll anlegen.

Der Tag ist gekommen und die Tantiemenabrechnung flattert ins Haus: Schock schwere Not! Nur 10 verkaufte Bücher? Wie konnte denn das passieren? Das muss ein Irrtum sein, sicher hat die Buchhaltung ein paar Nullen vergessen. Erbost melde ich bei meinem Verlag. Es liegt kein Fehler in der Abrechnung vor. Mir wird schwarz vor Augen … ein Albtraum. Die Dame am Telefon holt mich in die Wirklichkeit zurück und fragt mich, was ich denn getan hätte, um das Buch zu vermarkten? Sie hätten mir doch einige Informationen zugesandt, mit Tipps und Hinweisen, was man alles machen kann? Die Briefe fallen mir wieder ein, haben mich nicht interessiert. Die Dame spricht noch immer, fragt mich, ob ich mir einmal angesehen hätte, was Autorenkollegen denn so machen? Ich gebe zu, intensiv habe ich mich nicht damit beschäftigt, aber ja, einige andere Autoren haben eine eigene Homepage, eigentlich sind fast alle in den sozialen Medien vertreten, halten Lesungen ab, geben Interviews. Sie sind präsent! Hätte mir ja jemand sagen können …