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Zeichnen konnte ich immer schon gut. Ich war bereits als Kleinkind eine tolle Geschichtenerzählerin und zauberte sie auf Papier. Im Volksschulalter habe ich gerne Menschen mit unterschiedlichsten Frisuren und Outfits entworfen. Später interessierte ich mich für Ölmalerei und liebte es, grobe Skizzen mit Bleistift anzufertigen.

Man bemerkt sofort: Zeichnen war schon immer ein Teil meines Lebens. Ebenso das Schreiben und Geschichten erfinden. Ich habe viele verschiedene Berufe ausprobiert, hätte mir aber niemals gedacht, meine Leidenschaft zu meinem „täglich Brot“ machen zu können. Doch manchmal gelingt es.

Ganz unerwartet – Wie meine Berufung sich zu meinem Beruf entwickelte

Ich habe diese Laufbahn nicht angestrebt und wusste in jungen Jahren auch nicht, was ich denn mein Leben lang arbeiten wollte. Köchin eventuell? Oder doch lieber Modedesign? Ich bewarb mich an etlichen Schulen, unter anderem der Modeschule und an der Angewandten für Malerei (Universität in Wien für Kunststudien). Doch als ich nur Absagen erhielt, entschied ich mich für die Ausbildung im Bereich Medieninformatik. Ein Randbereich der Ausbildung umfasste Grafikarbeiten. Und Patsch! Eine neue Leidenschaft war geboren. Ich vertiefte mein Wissen und sammelte Berufserfahrung. Das Zeichnen war zwar immer noch ein Teil meines Lebens, hatte mit meinem Beruf aber kaum etwas zu tun. Natürlich halfen mir meine zeichnerischen Talente auch im Grafikdesign, aber Grundvoraussetzung waren sie dafür nicht. Ich vertiefte also mein Wissen und begann mich zu spezialisieren.

Ich stürzte mich auf den Schwerpunkt Coverdesign für Bücher und gründete mein eigenes kleines Unternehmen. Im Laufe der Zeit stieß ich immer öfter auf Designs, die nach mehr verlangten, als rein mit grafischem Tun möglich war. Und so drängte sich meine Leidenschaft in meinen Beruf. Aus einer Notwendigkeit heraus beschloss ich, meine eigenen Charaktere zu illustrieren und sie in meine Arbeiten zu integrieren. Ein Studium sollte mich dabei unterstützen alles Nötige zu erlernen. Denn nicht nur Zeichentalent ist für den Beruf des Illustrators entscheidend. Auch die rechtliche Seite will verstanden und verinnerlicht sein, unter anderem Kenntnisse über das Urheber- und Nutzungsrecht. Neben all den trockenen Dingen, die erlernt werden mussten, fand ich auch meine neue große Liebe: Digital Art.

Eine neue Herausforderung – Zeichnen auf dem Tablet

Zeichnen an sich mag bei manchen Menschen ein von einer höheren Macht gegebenes Geschenk sein, aber selbst wenn man diese Kunst einwandfrei beherrscht, ändert sich einfach alles, sobald man ein Zeichentablet in Händen hält. Denn Entwürfe auf Papier unterscheiden sich in ihrer Ausführung um ein Vielfaches von denen auf digitaler Ebene. Machte mir das Zeichnen auf Papier stets Freude, so kämpfte ich anfangs sehr mit dem neuen Arbeitsmaterial. Aber, nach etlichem Üben und Entwerfen von Zeichnungen, die der meiner vierjährigen Tochter glichen, bekam ich schön langsam den Dreh raus. Welche Stifte lassen sich für welche Technik benutzen und wie kann man seine idealen Arbeitsbedingungen schaffen. Ich war dermaßen von den Möglichkeiten begeistert, dass ich noch mehr tun wollte, als lediglich Cover zu illustrieren. Ich fokussierte mich auf Kinderbücher.

Illustration von Büchern – Mit Bildern Geschichten erzählen

Die große Herausforderung bei der Arbeit als IllustratorIn liegt im Erzählen von Geschichten mit Bildern. Ebenso braucht man ein gutes Gefühl für Details. Welche Geschichte benötigt viele Kleinigkeiten zum Betrachten und Entdecken und welche schreit danach, mit möglich simplen Bildern erzählt zu werden? Manche Kinderbücher verzaubern die BetrachterInnen dermaßen, dass sie gerne länger auf einer Seite verweilen und die Fülle von Kleinigkeiten, die es bei jedem Mal Anschauen zu entdecken gibt, mit neuem Blick bestaunen.

Ebenso entscheidend ist die Perspektive, aus der man die Bilder und Szenen zeigt, der gewählte Farbeinsatz, Stimmungen und Emotionen sollen sichtbar werden, all das soll auf einer Buchseite oder weniger greifbar für die BetrachterInnen greifbar sein.

Mein Arbeitsalltag

Ich habe keinen richtigen Alltag, wie man ihn zum Beispiel in einem Bürojob hat. So viel kann ich mit Sicherheit sagen. Jeder Tag sieht anders aus und ich sitze selten zu denselben Zeiten am Zeichenbrett. Im Leben von IllustratorInnen gilt es, die perfekte Mischung zwischen den Arbeitszeiten, die für die eigene Inspiration nötig sind und den wichtigen Deadlines für die KundInnen zu finden.

Früh morgens, wenn der Rest des Hauses noch schläft und alles ruhig ist, schnappe ich mir eine Kanne Tee und mache es mir im Garten gemütlich. Ich entspanne, genieße die Ruhe und sammle Gedanken und Ideen. Morgens ist für mich die Zeit für Inspiration. Spaziergänge, Sport oder eine ausgiebige Schmusestunde mit der Katze sind zu dieser Zeit willkommen. Die Stille ist dabei das Allerwichtigste. Nur mit ihrer Hilfe kann ich mich auf den restlichen Tag vorbereiten.

Danach wird der Computer angeworfen und der Ladestand meines Arbeitswerkzeugs überprüft (Tablet und Stift). E-Mails wollen gelesen und beantwortet, organisatorischer Kram abgearbeitet werden. Ich nutze dazu gerne eine To Do-Liste auf gutem altem Papier, die ich abhaken kann. Damit ist der soziale Teil meiner Arbeit auch schon abgeschlossen.

Ich habe mir angewöhnt, jeden Arbeitstag mit dem Skizzieren eines menschlichen Auges zu beginnen. Hierbei achte ich meist auf Realismus, spiele aber auch gern mit Comic-Stilen herum, experimentiere und übe, denn auch für erfahrene IllustratorInnen ist die ständige Übung essenziell. Sie schult die Auge-Hand-Koordination und hilft, die eigene Kreativität lebendig zu halten.

Termingerechtes und vor allem hochwertiges Arbeiten auch unter großem zeitlichem Druck ist eine ganz wichtige Eigenschaft, die jede/r IllustratorIn mitbringen sollte. Deshalb setze ich mir selbst Deadlines für Projekte, auch wenn meine KundInnen z.B. die Dauer der Entwurfsphase offen lassen. Natürlich habe ich auch Projekte, an denen ich ohne Zeitlimit arbeite und die ich immer dann zur Hand nehme, wenn es mein Alltag zulässt.

Nachdem ich mich aufgewärmt habe und ein neues Projekt starte, das mich heute per Mail erreicht hat, beginne ich mit der Recherche. Gibt es bereits Kinderbücher zu diesem Thema? Wie sind sie koloriert, welcher Stil wurde für die Bilder gewählt? Falls ich online zu wenig finde, mache ich auch gerne einen Ausflug in ortsnahe Buchläden.

Wenn der Verlag mir das Manuskript vorab zur Verfügung stellt, um mich genau mit dem Inhalt und dem Verlauf der Geschichte auseinandersetzen zu können, wird nach der ersten Rechercherunde ausgiebig im Text gelesen. Danach wird der gesamte Inhalt aufgearbeitet, prägnante Stellen markiert, der Verlauf der Geschichte separat dokumentiert und ich lege die Anzahl der nötigen Illustrationen fest.

Dazu benötige ich ausreichend Informationen über die Zielgruppe, also wie alt die Kinder sind, die dieses Buch lesen/anschauen werden und was die Grundaussage der Geschichte ist, ob es eine gewisse Gruppe an Kindern (Mädchen, Jungen, benachteiligte Kinder etc.) erreichen soll und auch welche Kernbotschaft die Kinder aus der Geschichte mitnehmen mögen. Wird es Folgebände geben, sollen die Figuren für sich stehen oder in einen belebten Hintergrund eingearbeitet werden.

Wenn ich weiß, wie viele Zeichnungen ich in etwa anfertige und wie umfangreich jedes Bild wird (Schattierungen, Details, etc.), erstelle ich das Angebot für die KundInnen, in dem ich ebenso gleich auf die Nutzungsrechte verweise (da ist er wieder, der rechtliche Kram) und mein Urheberrecht an allen von mir erstellten Werken nenne. Denn je nachdem, wie umfangreich das Nutzungsrecht ist, steigt oder sinkt der Preis für die Illustrationen. Aus Erfahrung weiß ich, wie lange ich für eine Illustration benötige und kann den Zeitaufwand somit in das Angebot einflechten.

Sobald die Recherche abgeschlossen ist und ich eine Zusage für das Angebot erhalten habe, widme ich meine Zeit ganz den Entwürfen. Am allerwichtigsten ist der Protagonist, sprich der Hauptcharakter der Geschichte. Ihm schenke ich als erstes und auch die meiste Aufmerksamkeit. Charakterdesign zählt ebenso zu einem großen Aufgabengebiet der Arbeit eines Illustrators und einer Illustratorin. In diesem Abschnitt des Projektes arbeite ich auch gerne mit den AutorInnen zusammen und tausche mich intensiv mit ihnen aus, wenn sie das möchten. Manche lassen mich selbständig entscheiden und wollen nicht am Entstehungsprozess der Illustrationen beteiligt sein, andere AutorInnen lieben es, dabei sein zu dürfen und mitzuentscheiden, wenn ihre liebevoll entworfenen Figuren ein Gesicht bekommen.

Für die nächsten Wochen und Monate widme ich meine Zeit dieser Geschichte und verliebe mich in die Charaktere. Es ist für mich immer sehr schön, ein Projekt abzuschließen, aber ein wenig auch mit Tränen in den Augen, weil mir die Figuren dermaßen ans Herz gewachsen sind.

Traumberuf und Berufung als Gesamtpaket

Abschließend kann ich sagen: Illustratorin ist mein absoluter Traumberuf und erfüllt mein Leben mit Kreativität. Ich arbeite mit wunderbaren Menschen zusammen, die sich ebenso einer kreativen Tätigkeit verschrieben haben und die mit mir auf einer Wellenlänge sind, weshalb die Zusammenarbeit mich ebenso erfüllt und mich dazu bringt, über meine eigenen Fähigkeiten hinauszuwachsen.

Manchmal landet man in seinem Traumberuf, ohne gewusst zu haben, dass es diesen überhaupt gibt. Denn hin und wieder kann ein Beruf auch tatsächlich die eigene Berufung sein. Ich könnte mir ein Leben ohne Bücher nicht vorstellen und bin jeden Tag dankbar dafür, dass ich ein Teil der Literaturwelt sein darf. Meine Zeichnungen erreichen Kinder sowie Erwachsene tief im Herzen und ich liebe die Verantwortung, die damit einhergeht, Gefühle, Emotionen und Ideen mit Bildern für Menschen greifbar zu machen.

 

 

 


Michaela Feitsch
Schriftstellerin / Grafikerin
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