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Von Lisa Blaser, Verlags-Autorenbetreuerin

Unfassbar oft werden wir gefragt, was denn mit den Manuskripten passiert, wenn man sie bei uns einreicht und ob dann nicht die Gefahr besteht, dass Ideen geklaut werden. Erst einmal eine berechtigte Frage, oder? Natürlich will niemand, dass seine Geschichte geklaut wird und plötzlich mit einem anderen Autorennamen erscheint und erfolgreich wird!

Tatsächlich ist die Frage aber eine traurige – anscheinend gehen die Menschen davon aus, dass wir hier sitzen und ihnen ihr geistiges Eigentum klauen wollen. Warum wird uns denn so viel kriminelle Energie unterstellt? Und warum reichen Sie die Sachen dann doch bei uns ein?

Das Urheberrecht bleibt beim Autor. Selbst, wenn es einen Vertrag mit einem Verlag gibt. Der Verlag kauft nur das Veröffentlichungsrecht ein, das heißt, dass der Autor es nicht zur selben Zeit noch bei einem anderen Verlag herausbringen kann. Der Verlag darf dann nur die Verwertungsformen herausbringen, die im Vertrag vereinbart sind und nichts weiter mit dem Manuskript oder der Idee anfangen.

Und natürlich darf kein Verlag sich aus den Einreichungen Manuskripte aneignen und diese einfach drucken. Damit würde er sich einen Rechtsstreit ans Bein binden, den er nicht gewinnen kann und dann könnte er gleich den ganzen Laden dicht machen. Wer will das schon? Und welches Manuskript ist das wert? Vor allem bei Erfolg des Titels möchte ich gar nicht wissen, um welche Schadensersatzsummen es da gehen würde. Der Verlag, der so etwas tun sollte, kann einpacken. Deshalb tut das keiner.

Verständlicher ist die Sorge, dass Ideen geklaut werden und ein anderer Autor sie verwendet und damit groß herauskommt. Diese Sorge ist nachvollziehbar und ich kann auch aus meiner eigenen Lektoratserfahrung sagen, dass ich schon ein paar Ideen gesehen habe, bei denen ich dachte: Ach, wäre es doch einfach nur spannender geschrieben, dann hätte es wirklich Verkaufspotenzial. Aber deshalb geht man doch nicht gleich zum nächsten Autor und sagt: Willst du da nicht was draus machen? Ich kann natürlich nicht für alle Lektoren dieses Landes sprechen, aber auch wer so etwas tut, riskiert seinen Job. Es gibt nicht so viele Jobs in den Kinderbuch- oder Belletristik-Lektoraten – also warum so etwas machen?

Und, so leid es mir tut, liebe Autoren, ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt Ideen auf der Welt gibt, die noch keiner hatte. Es gibt die Theorie, dass es nur sieben Grundstrukturen für eine Geschichte gibt. (Theorie von Christopher Booker, The Seven Basic Plots)

  1. Das Monster überwinden (Tribute von Panem)
  2. Vom Tellerwäscher zum Millionär (Aschenputtel)
  3. Die Suche (Herr der Ringe)
  4. Reise und Rückkehr (Wo die wilden Kerle wohnen)
  5. Komödie (Bridget Jones)
  6. Tragödie (Romeo und Julia)
  7. Wiedergeburt (Die Schöne und das Biest)

In diese Kategorien lassen sich alle Geschichten der gesamten Menschheitsgeschichte einordnen. Probieren Sie es doch mal aus. Und machen Sie sich nicht so viele Sorgen darum, dass ein Verlag Ihre Ideen klauen könnte. Konzentrieren Sie sich lieber darauf, dass Ihre Umsetzung so originell wie möglich ist, sodass man sie Ihnen gar nicht klauen kann, weil Ihre Ausführung die beste ist und jeder Verlag Sie als Autor damit bekannt machen möchte.

Lisa Blaser, Autorenbetreuerin