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Viele Autoren rufen an und fragen mich: »Haben Sie mal wieder was zu meinem Buch gehört?« Diese Frage irritiert mich immer etwas, denn was sollen wir hier im Büro anderes hören, als die Verkaufszahlen – es ist ja nicht so, als würden die Leser bei uns anrufen und uns von den Büchern erzählen, die sie zuletzt gelesen haben. Hin und wieder kommt es vor, dass uns Leser per E-Mail kontaktierten und uns Feedback zu einem Projekt geben. Ansonsten funktioniert die Kommunikation aber eher über Bewertungsportale (von Amazon oder Facebook zum Beispiel).

Also frage ich den Autor dann:

»Wann haben Sie das letzte Mal beim Verlag angerufen und gesagt, wie sie das Buch fanden, das Sie grad gelesen haben?«

Dann wird es immer stumm am anderen Ende und in der Regel kommt ein zaghaftes »Stimmt … «

Sicher würden wir uns alle wünschen, ein persönliches Feedback zu bekommen, aber wer macht sich schon die Mühe? Die meisten Kommentare verschwinden in der Anonymität des Internets und heute hat man das Gefühl, es ist schon ein Lob, keinen Kommentar oder keine Sterne zu bekommen, denn der Mensch neigt eher zur öffentlichen Bekanntgabe seiner Unzufriedenheit als zu Lob.

Die liebsten Mitstreiter sind mir auch die, die unter irgendeinem Pseudonym im Internet Kommentare auf unterstem Niveau hinterlassen und Diskussionen starten … wie bitte soll man solche Menschen ernst nehmen, wenn derjenige sich nicht einmal traut, seinen echten Namen zu verwenden, während der Autor, Lektor, Verlag, Künstler sein Gesicht in die Kamera halten muss und sich nicht wirklich wehren kann?

 

Wann ist die Kunst des stilvollen Kritisierens verloren gegangen und wie sinnvoll ist das Feedbackgeben eigentlich noch, wenn man als Autor mehr mit respektlosen Kommentaren zu kämpfen hat, als wirklich konstruktive Anmerkungen zu bekommen?

 

Kennen Sie noch das Sprichwort »Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.«? Ich finde, das trifft den Kern ziemlich. Wenn Sie gern (konstruktives) Feedback erhalten möchten, dann machen Sie sich auch die Mühe, das bei anderen zu hinterlassen. Eine Autorengemeinschaft lebt von gegenseitiger Unterstützung und gerade im digitalen Dialog wird ein Leser oder ein Kollege eher mit ihnen in Kontakt treten, wenn Sie sich nahbar zeigen, selbst auch kommentieren und den Austausch suchen. Sich zu Hause zu verstecken und darauf zu warten, dass sich Leser bei Ihnen oder Ihrem Verlag melden, wird nichts bringen. Sie können von anderen kein Verhalten erwarten, dass Sie selbst nicht an den Tag legen.

Also raffen Sie sich auf, schalten Sie den Rechner an und schreiben Sie ein paar nette Zeilen an den Autor, der Sie zuletzt berührt hat, hinterlassen Sie eine Bewertung in Ihrem bevorzugten Onlineshop oder schreiben Sie einen klassischen Brief.

Dabei sollten Sie ein paar Kleinigkeiten beachten:

Titel und Autor/Verlag richtig schreiben und zuordnen

Sie werden lachen, aber ja, wir haben schon E-Mails zu Büchern erhalten, die wir nicht herausgegeben haben und auch Redakteure verschiedener Zeitschriften rufen regelmäßig bei uns an, weil sie Kontakt zu Autor XY suchen, der aber gar nicht bei uns veröffentlicht hat. Nichts ist peinlicher und wirkt unprofessioneller, als falsch geschriebene Titel, Namen oder eine falsche Zuordnung von Verlag/Autor.

 

Kurze Inhaltsangabe

Schreiben Sie kurz ein paar Zeilen zu dem Inhalt. Es muss nicht viel sein – nicht spoilern bitte – aber so weiß der Leser, worauf Sie sich inhaltlich beziehen und es zeigt, dass Sie sich wirklich mit dem Buch beschäftig haben.

 

Positives Hervorheben

Schreiben Sie an dieser Stelle gern emotional und persönlich. Genau jetzt können Sie andere Leser begeistern, den Autor sehr glücklich machen und Ihren Emotionen freien Lauf lassen. Sagen Sie, was genau Ihnen gefallen hat – Schreibstil, die Geschichte, die Zeichnungen, die Hauptpersonen, etc. Aber passen Sie auf, dass Sie sich nicht wiederholen und verständlich bleiben. Eine Aneinanderreihung von Emojis und »Gefühlsduseleien« wirkt schnell übertrieben und kindisch.

 

Konstruktiv kritisieren

Kommen wir zum kritischen Teil der Meinungsäußerung – mit Ihren Äußerungen können Sie einen Autor und ein Buch vernichten, daran sollten Sie immer denken. Es ist vollkommen in Ordnung, Mängel, Fehler und Ungereimtheiten mitzuteilen, aber dies sollte immer möglichst neutral und respektvoll vorgetragen werden.

Überlegen Sie sich, ob Ihnen das Buch vielleicht einfach inhaltlich nicht gefallen hat, es aber gut geschrieben ist (oder auch umgekehrt). Dann sollten Sie das auch genauso zum Ausdruck bringen und sagen, dass es eher an Ihnen liegt und nicht an der Qualität des Buches.

Ihnen gefällt das Cover nicht oder die Aufmachung des Buches? Das sind wichtige Hinweise für die Folgeprojekte der Autoren, aber auch hier sollten Sie darauf achten, dass gerade die Gestaltung dem persönlichen Geschmack unterliegt. Wenn es also nicht gerade zu Schwierigkeiten bei der Lesbarkeit geführt hat oder das Cover absolut nicht zum Inhalt des Buches passt, sollten Sie Ihre Meinung auch vorsichtig formulieren.

Sie haben grobe Rechtschreibfehler gefunden, es fehlen Seiten oder manche Bilder sind bunt, andere nicht – das riecht sehr nach einem Fehldruck, fehlerhaften Druckfahnen und massiven Patzern in der Vorbereitung. Dass man als Leser bei solchen Fehlern sauer wird – immerhin hat man ja viel Geld für das Buch bezahlt – ist mehr als verständlich. Aber auch hier mahne ich Sie zur Vorsicht. Vielleicht hat es tatsächlich eine Verwechslung der Druckfahne gegeben oder das Projekt wurde längst korrigiert, aber sie haben noch eine alte Ausgabe. Denken Sie daran, dass fehlerhafte Bücher zwar zurückgerufen werden können, aber die bereits vom Grossisten gekauften und im Umlauf befindlichen nur schwer eingefangen werden können.

Bevor Sie also eine vernichtende Kritik im Internet platzieren und damit den Autor beerdigen, schreiben Sie diesen doch direkt an und fragen, was da passiert ist. Oder sie wenden sich an den Verlag, bitten um Aufklärung und ein neues Exemplar.

Wussten Sie, dass Sie Bücher zurückgeben können – wie bei jeder anderen Ware mit Produktionsmängeln auch? Einen Schuh, den Sie gerade erst gekauft haben und der nach einmal tragen keine Sohle mehr hat, würden Sie ja auch erstmal zurückbringen und um Ersatz bitten, statt die Firma über soziale Medien an den Pranger zu stellen.

Wenn sich dann niemand bei Ihnen meldet oder es heißt, das muss alles so – feel free und immer raus mit Ihrem Statement. Dann haben Sie alles getan, um dem Autor zu helfen und müssen kein schlechtes Gewissen haben.

 

Unterm Strich kommt es immer auf ein ausgewogenes Verhältnis von positiven Eindrücken und ehrlicher negativer Kritik an. Niemand nimmt es Ihnen übel, wenn Sie kritisch anmerken, dass das Buch nicht Ihren Vorstellungen entsprach oder ein paar Fehler enthält. Aber grobe, diskreditierende und unwahre Worte sind absolut tabu und bringen niemanden weiter.

Und denken Sie daran: »Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.«