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Wie kommen Publikumsverlage eigentlich an ihre Manuskripte? Es gibt viele Wege und diese sind auch in jedem ein bisschen unterschiedlich, aber wir versuchen hier einen kleinen Einblick zu geben.

Ganz grob lassen sich die Manuskript-Herkunft in zwei Gruppen einteilen: Das eingereichte Manuskript und die im Haus entwickelte Idee. Zunächst werden wir uns die eingereichten Manuskripte ansehen. Denn auch hier gibt es unterschiedliche Wege, wie ein Manuskript im Verlag ankommt.

Der wahrscheinlich größte Teil der Manuskripte sind die im Verlagsjargon sogenannten „unverlangt eingesandten Manuskripte“, also Manuskripte, die unaufgefordert von jemandem an den Verlag geschickt werden. Diese Manuskripte landen meist auf einem großen Haufen und wenn die Autoren Glück haben, werden sie irgendwann auch einmal angeschaut und man bekommt eine Rückmeldung – meist wohl eine Absage. Natürlich ist das bei den Verlagen unterschiedlich und vielleicht nehmen sich auch einige wirklich Zeit, aber meist wird es wohl doch eher ein unmotiviertes Reinblättern mit der Lektüre der ersten drei Sätze sein – oder es ist schon beim ersten Rechtschreibfehler im Anschreiben Schluss. Alles schon erlebt. Die Wahrscheinlichkeit bei einem großen Publikumsverlag aus so einem Haufen gezogen zu werden, tendiert stark gegen Null. Aber auch von solchen Märchen wird berichtet.

Wahrscheinlich ist, dass Manuskripte wirklich geprüft und eingekauft werden, wenn diese von Agenten vorgestellt werden. Zu diesen pflegen die Verlage enge Kontakte, irgendwann weiß man, wem man vertrauen kann und ob die Aussage „mit dem Autor kann man gut arbeiten“ nur so dahin gesagt ist oder wie viel Zeit man in Paragrafenreiterei investieren muss, wenn ein Vertrag zustande kommen soll.
Autoren bewerben sich bei den Agenturen und dort wird sozusagen die Vorarbeit für die Verlage geleistet – die Agenten „misten aus“ und nehmen nur die Autoren unter Vertrag, die sie für vielversprechend halten und die genug Professionalität und Motivation mitbringen, um eine längerfristige Zusammenarbeit anzustreben. Dabei kann es auch sein, dass die Originalidee und das Manuskript, mit dem sich der Autor bei der Agentur beworben hat, nie den Verlagen vorgestellt wird, weil es nur das Potenzial des Autors spiegelt, die Geschichte aber eigentlich für „unverkäuflich“ eingestuft wird.
Manche Agenturen entwickeln mit ihren Autoren neue Ideen, fertigen Leseproben und Exposés an, die dann den Verlagen auf Messen, in Telefonaten oder per Mail vorgestellt werden.

Ähnlich funktioniert es mit Auslandslizenzen. Diese werden direkt oder auch über Agenturen von ausländischen Verlagen angeboten. Manchmal mit Exposé und Leseprobe, manchmal mit komplettem Manuskript, und die Verlage überlegen, ob sie das Buch übersetzen und auf deutsch herausbringen wollen. Im Unterschied zu deutschen Autoren kann dann am Inhalt nichts mehr geändert werden und es gibt keine Mitsprachemöglichkeit bei der Plotentwicklung. Entgegen einer häufigen Annahme, handelt es sich hier meistens um Bücher, die im Ausland noch nicht erschienen sind, über deren Verkaufserfolg man also auch noch nichts sagen kann. Die großen Lizenzverkäufe finden statt, wenn auch das Original noch nicht auf dem Markt, oft noch nicht einmal fertig geschrieben, ist.
Wenn man natürlich das Glück hat, bereits Autor in einem Verlag zu sein oder jemanden zu kennen, der jemanden kennt, kann man seine Ideen und Manuskripte auch mal direkt einem Lektor vorstellen.

Und als wenn das noch nicht genug potenzielle Bücher wären, gibt es auch noch die Eigenentwicklungen aus den Lektoraten heraus. Alle Verlage haben ein Verlagsprogramm und versuchen, bestimmte Zielgruppen zu erreichen. Auch haben alle Verlage – oder sollten haben – ein Profil. Machen sie eher anspruchsvolle Literatur oder Unterhaltung? Darf es auch mal kitschig sein oder doch ernsthaft? Buchhändler haben oft konkrete Vorstellungen davon, was ein Verlag macht und kann.
Wenn ein Verlag, der eigentlich kitschige Historienromane macht, ein Buch wie „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ herausgebracht hätte, wäre es vermutlich nicht der Bestseller geworden, der es nun ist. Der Buchhändler hätte es wahrscheinlich gar nicht bemerkt und sich sonst nur gewundert, was das Buch in dem Programm zu suchen hat.
Jeder Verlag hat also interne Regeln für den Anspruch an den Text – mal muss es literarisch sein, mal leicht und locker, mal für 8jährige, mal für Jugendliche – es gibt unendliche Kriterien. Bestimmte Themen sollen aufgegriffen werden, weil sie lange nicht mehr da waren, gerade im Trend sind, oder der nächste Trend werden könnten. Vielleicht muss man auch noch auf die Verteilung von Lizenzen oder deutschen Eigenentwicklungen achten. Vielleicht hat man auch einfach schon drei Pferdereihen im Programm und kann keine weitere brauchen – egal, wie gut der Text geschrieben ist, der gerade auf den Tisch geflattert ist (auf welchem Weg auch immer). Und wenn der Lektor glaubt, den nächsten Trend gefunden zu haben und es hat noch niemand ein Buch mit dem Thema eingereicht – dann muss er selbst aktiv werden. Also arbeitet man auch in den Lektoraten Geschichten aus und sucht sich dafür einen Autor, der die Geschichte schreiben kann. Oder sie gehen über eine Agentur und fragen dort nach jemandem, der die Idee weiterentwickelt. Zeit hat ja niemand mehr in den Lektoraten, da muss man auch mal die Dinge rausgeben, die eigentlich so viel Spaß machen.

Und wenn es ein Manuskript dann schon einmal geschafft hat, wirklich ernsthaft vom Lektor geprüft zu werden, weil die Altersgruppe, der Umfang, das Thema, der Schreibstil, der Humor und all die anderen Dinge gerade stimmen – dann müssen auch noch die Kollegen, die Programmleitung, die Geschäftsführung, die Presseabteilung und der Vertrieb überzeugt werden und die Herstellung muss eine Kalkulation erstellen, bei der der Verlag aller Voraussicht nach und allen Spekulationen zum Trotz keinen Verlust macht. Der Weg einer Idee oder eines Manuskripts ist steinig und lang. Meistens fällt man auf die Nase. Aber ganz ab und zu hat man Glück und es wird ein Buch draus. Und mit noch mehr Glück teilen viele Leser die eigene Begeisterung und das ist dann die größte Belohnung für alle.