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„Der Buchmarkt kann es an Intransparenz mit dem Kunst- und Waffenmarkt aufnehmen.“ (Tom Lamberty, Chef des Merve Verlags).

Gerade unerfahrene Autoren unterschreiben diesen Satz sicher, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Da sind zum einen die unzähligen Fragen zum Prozedere – wie wird ein Manuskript ein fertiges Buch und wie finde ich einen Verlag? Und zum anderen fragt man sich als Schreibender natürlich, was man eigentlich am eigenen Buch verdienen kann. Hierzu haben Nicht-Autoren und auch der ein oder andere Neuautor oftmals verklärte Vorstellungen über das Leben als Schriftsteller. Hat man einen begehrten Verlagsvertrag ergattert, hat man es geschafft, so die landläufige Meinung.

Ist dies denn wirklich so, wann hat man es als Schriftsteller denn geschafft? Die Ansprüche und Wünsche sind so unterschiedlich wie die Bücher selbst. Was aber verdient denn nun ein Autor eigentlich? Diese Frage steht doch auch immer wieder im Raum und aus diesem Grund sollen hier einmal die Einnahmen an einem einfachen Rechenbeispiel aufgeführt werden. Dies ist nur ein hypothetisches Rechenspiel, das in Wirklichkeit ganz anders aussehen kann, aber es zeigt, dass das Autorenleben nicht immer ein Zuckerschlecken ist. Und dabei gehen wir schon sehr optimistisch an die Zahlen heran …

Jedes Jahr erblicken ca. 100.000 Bücher im deutschsprachigen Raum das Licht der Welt und genauso viele Bücher muss ein einzelner Autor verkaufen, um in den Kreis der Bestsellerautoren aufgenommen zu werden. Gehen wir also einmal davon aus, Sie planen nicht, die nächste J.K. Rowling zu werden, sondern würden es begrüßen, einfach vom Schreiben leben zu können und keinem weiteren Brotberuf nachgehen zu müssen. Wie viel müssten Sie also verdienen? Diese Frage können Sie sicher selbst am besten beantworten, doch stellen wir nun in den Raum, dass Sie den Nettodurchschnittsverdienst in Deutschland anstreben. Dieser liegt zwischen 2.193 und 2.578 Euromonatlich. Stellen wir uns also vor, Sie, als unbekannter Autor, haben es geschafft und einen der heiß begehrten Verlagsverträgen ergattert.

Ihr Buch soll veröffentlicht werden und man bietet Ihnen sogar einen Vorschuss auf das Buch an. Bei unbekannten Autoren sind dies in der Regel zwischen 0€ und 6000€. Einigen wir uns auf die goldene Mitte und Sie erhalten 3000€ – soweit so gut. Tantiemen erhalten Sie ab dem 1. verkauften Buch in Höhe von 10% (in der Regel ist es weniger, aber lassen wir es bei dieser Zahl, einfachheitshalber). Nach zwei Jahren haben Sie 100.000 Bücher verkauft, der Preis Ihres Taschenbuches lag bei 13,40€ (dies ist der Durchschnittspreis der Top 100 Bücher). Davon muss nun die Mehrwertsteuer abgezogen werden. Der Nettopreis liegt also bei 12,52€ und hiervon erhalten Sie 10%, ergibt also 1,25€ pro verkauftem Buch. Bei 100.000 verkauften Büchern erhalten Sie 125.200€. Hört sich eigentlich ganz gut an, dazu kommen (wenn Sie noch mehr Glück haben und nicht mit den Gewinnen verrechnet wird) noch die 3000€ Vorschuss des Verlags. Insgesamt haben Sie 128.000€ verdient, gar nicht so schlecht. Was Sie hier aber auch bedenken müssen, ist, dass Sie dieses Buch ja auch geschrieben haben müssen. Veranschlagen Sie pauschal einmal 6 Monate hierfür und die 100.000 verkauften Bücher wurden über einen Zeitraum von 2 Jahren generiert. (Wir ignorieren hier großzügig, dass ein Verlag meist ein Jahr für die Produktion und Eingliederung des Buches ins Verlagsprogramm benötigt.) Bedeutet also, der aufgeführte Betrag muss durch 30 Monate dividiert werden, macht 4273,34€ im Monat. Davon rechnen Sie im Anschluss noch die Einkommensteuer von 42% weg, bleiben noch 2478,53€ und da Sie ja freiberuflich sind, müssen Sie auch noch Ihre Sozialversicherung bezahlen. Sie sehen also, ein Leben in Saus und Braus ist auch als Bestseller-Autor nicht unbedingt möglich. Wobei man von diesem Betrag im Normalfall gut leben kann. Doch dieses Geld reicht nicht ein Leben lang und um dieses Einkommen halten zu können, müssen Sie zwangsläufig einen weiteren Erfolg produzieren.

Eine Umfrage des Magazin Spiegel ergab unter 3000 befragten Schriftstellern, dass 150 davon angaben, allein vom Schreiben leben zu können. Das sind gerade einmal 5%! In den meisten Fällen finanzieren sich die Schriftsteller durch eine Mischkalkulation aus dem Verlagsvorschuss, Tantiemen, Lesungen, geben Seminare, bewerben sich für Preise und Förderungen, schreiben Artikel und arbeiten teilweise auch als Lektoren für andere Schriftsteller und Autoren.

Sollte man aber nach dieser Ernüchterung den Stift fallen lassen und sich von den schönen Künsten abwenden? Nein, natürlich nicht! Menschen, die Schreiben bzw. in den bildenden Künsten tätig sind, entscheiden sich ja bewusst dafür und nehmen auch finanzielle Einschränkungen in Kauf, bzw. gehen tagsüber einem normalen Beruf nach und sehen das Schreiben als das, was es ist:

Eine schöne Kunst, die man nicht missen möchte!